Interview

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Interview auf fantastikbooks

Liebe Nola, ich freue mich das Du da bist!:)

Nola: Danke für die nette Einladung und das noch viel nettere Kompliment. Die Freude ist ganz meinerseits!

Aber nun zu den Fragen.

Also was mich brennend interessiert ist dies Dein Erstlingswerk oder hast Du schon etwas geschrieben?

Nola: „Aqualove“ ist mein Debüt. Außer bei Partyreden, Tagebüchern und Postkarten habe ich vorher nie ernsthaft an’s Schreiben gedacht. Vor der Schriftstellerei besaß ich viel zu viel Respekt.

Wie und wann bist Du auf Deine Geschichte Aqualove gekommen?

Nola: Ich hatte weder ein Erweckungserlebnis, noch eine brillante Idee. An einem Mittwoch habe ich mich einfach an den Schreibtisch gesetzt und angefangen. Es gab keinen Plan. Ein paar Nächte vorher träumte ich von Nia, meiner Protagonistin. Aber in einem völlig anderen Zusammenhang. Sie war eine Ninja oder etwas in der Art. Tut mir leid: ich träume ziemlich schräges Zeug. Wahrscheinlich hat sich in meinem Unterbewusstsein etwas zusammengebraut, das nur darauf wartete, bis ich an einer Tastatur vorbeikam, um mich zu einer Niederschrift zu zwingen. In meinem Kopf gab es eine ziemlich veraltete Sammlung von coolen Anfangssätzen und die Gewissheit, dass es um etwas Dramatisches gehen musste. Drama. Pathos. Drunter mache ich es nicht. Immerhin hatte ich durch jahrelanges, ausschweifendes Lesen schon einiges gelernt. Das wusste ich nur nicht. Die Story, die Figuren, der Stil, das alles entwickelte sich beim Schreiben. Satz für Satz. Nia nahm mich einfach an die Hand.

Wird es einen zweiten Teil geben, und wenn ja um was dreht es sich, das heißt wenn Du es uns schon verraten darfst?

Nola: Ich habe von oberster Verlagsstelle die Erlaubnis, ein paar Details aus dem streng geheimen Schreiblabor bekannt zu geben. Eine Fortsetzung: ja. Die wird es geben. Ich hätte ohnehin darum gebettelt, meine Figuren weiterleben lassen zu dürfen. Teil 2 wird heißer, härter, aufregender, hoffentlich noch wendungsreicher und mindestens genau so fesselnd. Der Welt geht es schlecht, der Menschheit ebenfalls. Natürlich geht es auch um Liebe: Nia und Ethan haben eine komplizierte Beziehung, um die sie weiter kämpfen werden. Ich persönlich vermisse Paris. Vielleicht sollte ich mal wieder im Kopf dahin verreisen.

Beschäftigst Du Dich im realen Leben mit dem Thema Umweltschutz, da es eine Zukunft zeigt in deinem Roman wo die Wasserversorgung nicht nur ein Problem darstellt, sondern die Welt wie wir sie kennen verändert hat?

Nola: Wir alle beschäftigen uns mit dem Umweltschutz. Ich auch. Ich trenne meinen Müll, damit er nach einer sinnlosen Überseereise mit dem Schiff in Taiwan wieder zusammengeschmissen wird. Wenn das Schiff nicht vorher kentert, und eine Ölpest ganze Landstriche verseucht. Die Flüsse treten häufiger über die Ufer, Warnungen über verunreinigtes Trinkwassers für Kleinkinder sind in der lokalen Presse zu finden. Vorausgesetzt, man liest sie rechtzeitig. Auf Reisen empfiehlt es sich in bestimmten Regionen, Wasser nur in geschlossenen Flaschen zu kaufen und zu konsumieren. Die Zukunft sieht nicht viel besser aus. „Aqualove“ benötigte ein Thema. Die Wasserknappheit, der seit Jahren versäumte Umweltschutz drängten sich gerade zu auf.

Was macht für Dich ein perfekter Schreibmoment aus?

Nola: Krass laute Musik, die ich gar nicht mehr höre, weil ich einfach nur meinen Figuren folge, deren Gedanken und Erlebnisse aus meinen Kopf in meine Finger und von dort in die Tastatur fließen, um sich plötzlich als schwarze Zeichen auf dem Bildschirm zu materialisieren, während ich dazwischen einen Streit schlichte, eine Verabredung ausmache, koche, brülle, dass alle anderen ihre Musik gefälligst leiser als meine zu machen haben, Mails beantworte, etwas recherchiere, einkaufe, halbherzig eine Partie MauMau spiele, vergesse, zu essen, und zu schlafen, denn es ist wieder einmal fünf Uhr morgens und plötzlich still und das, was ich schrieb macht tatsächlich einen Sinn. Ich brauche keinen perfekten Moment. Ein durchschnittlicher Augenblick reicht völlig aus. Ein schlechter allemal. Ich schreibe, weil ich muss. Egal wann, egal wie.

Kommst Du als Autor noch dazu zu lesen und wenn ja in welchen Genres liest Du bevorzugter Weise?

Nola: Tatsächlich komme ich weniger zum Lesen als zuvor, weil ich aktuell ein fast peinlich großes, literarisches Mitteilungsbedürfnis habe. Aber Schreiben ohne zu lesen gibt es nicht. Ich würde freiwillig der Verdummung anheimfallen. Und so lese ich fast alles. SciFi, Fantasy, Krimi, Literaturzeitschriften, Jugendromane, Bilderbücher, Schundromane, Klassiker. Wenn auch mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne und oft aller glückseligen Naivität beraubt. Nur gegen historische Romane habe ich etwas. Nicht, weil es dafür einen vernünftigen Grund gäbe. Sondern weil ich ein anständiges Feindbild brauche. Ziehe ich etwas vor? Vielleicht amerikanische Literatur.

Vielen Dank das ich Dich bei mir begrüßen durfte und ich freue mich schon auf mehr von Dir!:)

Es hat auch mir viel Spaß gemacht. Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen hier auf diesem Kanal.:)

Quelle: „Interview mit Nola Nesbit“ auf fantastikbooks

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Interview mit Alexandra Styles, äh, Nola Nesbit

Déjà-vu: Alexandra Styles, TV-Seriendarstellerin aus „Aqualove“, ist ein Profi. Wieder einmal lässt sie eine Kaugummiblase auf ihrer Nase zerplatzen. Was steht auf ihrem T-Shirt? „You ask – I deny.“ Was ist hier mitgenommener? Ihre Cowboy-Stiefel oder die uralte Jeans, die fast auseinander fällt? Die Brillengläser des schwarzen Riesengestells sind garantiert aus Fensterglas. Sie legt ihre Füße auf den Tisch und klebt den Kaugummi daneben. Sie scheint bereit zu sein.
Unser heutiger Gast hat eine weite Reise durch Raum und Zeit auf sich genommen, um uns die Fragen über seinen Autor zu beantworten. Wenn sie etwas länger starrt, nehmt das bitte nicht böse, das alles hier kennt sie/er nur aus dem Geschichtsunterricht.

1. Stell uns Nola Nesbit doch erst einmal kurz vor.

(Runzelt die Stirn.) Höflichkeit wird bei euch auch nicht gerade groß geschrieben: Läppische zwanzig Jahre hab ich mich zurückgebeamt. Als ich das letzte Mal hier lebte, war ich schließlich noch ein Kind. Über Nola gibt‘s nicht viel zu sagen. Sie hat schon wieder neue Freunde. Wir treffen uns nur noch gelegentlich. Amnesty International, Blockupy, KiTa-Elternbeirat: Kein Weltrettungsverein, in dem sie nicht eine Mitgliedschaft besäße. Sie steht auf Camping, ausschweifende Kommunikation, amerikanische Filmregisseure und hat einen ziemlich schrägen Humor.

2. Was denkst du über Nola, wie findest du sie? Gibt es etwas, was du besonders toll an ihr findest, wofür du sie beneidest? Oder etwas, was du so gar nicht leiden kannst?

Ich mag sie gern. Schließlich ist sie so was wie meine Mutter. Auf eine total kranke Weise. Sie kann pervers schnell Zehnfinger-Tippen. Namen vergisst sie nie. Sie hat ein paar unglaublich scharfe gelbe Schlangenlederstiefel, um die ich sie beneide. Leider hat sie viel kleinere Füße als ich. Ihr Aktionismus macht mich meistens nur nervös. Damit ist sie fast noch schlimmer als Nia. Und das will was heißen. (Seufzt.) Sie macht sich ständig Sorgen: Um dich, um mich, um unschuldige Passanten, um die Welt. Ich könnte es ja niedlich finden, wenn es nicht so schrecklich sinnlos wäre.

3. Du verbringst doch viel Zeit mit ihr, was tut sie, wenn sie nicht schreibt?

(Wedelt mit dem Zeigefinger hin und her.) Stimmt nicht. Ich habe ja nur eine Nebenrolle bekommen. Seit Monaten rede ich auf Nola ein, dass sie es sich noch mal anders überlegt. Wenn Nola nicht schreibt, denkt sie garantiert über‘s Schreiben nach. Sie ist ja ein literarischer Spätzünder und benimmt sich leicht besessen. Vermutlich flucht sie bei der Gartenarbeit. Oder sie übt mit ihren Kindern Kopfstand, räumt die Schränke aus oder die Möbel um.

4. Hat sie ein Vorbild? Schriftstellerisch oder auch im »normalen« Leben?

Vorbilder: Keine Ahnung. (Lacht) Vielleicht Hamid Karzai, weil der besser gekleidet ist, Mutter Theresa, weil die noch mehr Gutes tat und Doris Lessing, weil die besser schrieb als sie.

5. Gibt es Techniken, die Nola beim Schreiben anwendet? Das Hören bestimmter Musik oder vollkommene Stille, etwas bestimmtes zu Essen, das in Reichweite stehen muss? Nutzt sie technische Hilfsmittel?

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass sie nur eine Technik hat: Schreib immer, auch wenn du keine guten Ideen, keinen guten Tag oder keinen guten Grund mehr hast. Essen wird überbewertet. Gilt ein Sechshundert-Watt-Verstärker als technisches Hilfsmittel?
Habe ich oben beim Nerven vergessen: Die Musik. Tierisch laut. (Schüttelt den Kopf.) Gott allein weiß, wie Nola sich dabei konzentrieren kann. Sie behauptet, wenn es gut liefe, sei die Lautstärke egal. Oder spielende Kinder. Oder wenn der Postmann zwei mal klingelt. Leise habe ich es bei ihr noch nie erlebt. Was ich auch nicht leiden kann: Sie singt nebenher laut mit.

6. Wie hast du sie kennengelernt?

Beim Radfahren. Nola hatte sich auf eine hässliche, alte Hetero-Schachtel festgelegt und wusste, dass das so nicht bleiben konnte. An der Steigung, an welcher sie immer so erbärmlich keucht, fiel ich ihr ein. Gut für sie, gut für mich. Gut für alle Beteiligten.

7. Weißt du, ob es bei ihr immer so ist, oder ist es bei anderen Geschichten und deren Charakteren anders abgelaufen ist?

Kein Stoff, kein Genre ist vor ihr sicher. Null Berührungsängste: traurig, aber wahr. Jedes Mal ist anders; das behauptet Nola zumindest. Sie ist in diesen Dingen etwas einfach gestrickt. Aber egal worüber sie schreibt: Sie hat ein fast kindliches Vertrauen in ihre Charaktere. Die finden ihren Weg. Beim Erzählen macht Nola sich ausnahmsweise mal keine Sorgen. Sie schreibt einfach. Im Schreibrausch hat Nola mal behauptet, sie sei nur ein Medium.

8. Einmal ganz frech gefragt: Wieso führe ich das Interview mit dir? Was macht dich für Nola so besonders?

Das habe ich mich auch schon gefragt. Sonst wollen alle Nia haben, die nachweislich diejenige ist, um die sich alles dreht. (Schweigt kurz.) Ich denke mal, du stehst auf mich. Ich finde dich auch ganz süß. Der Fairness halber sollte ich erwähnen, dass ich vergeben bin. Aber das ist `ne wackelige Sache. Hier ist schon mal meine Nummer. Hast du `nen Stift? (Notiert ihre Telefonnummer.) Was an mir Besonderes ist? Meine ollen Stiefel sicher nicht. Nola ist mein Fan, weil ich sage, wie es ist. Ich bin der Joker. (Beugt sich nach vorn.) Und weil ich verdammt gut küssen kann.

9. Werfen wir doch einen Blick in die interstellare Datenbank: Was tut Nola Nesbit als Nächstes? Ich weiß, es ist verboten, über die Zukunft zu sprechen, aber mach doch eine Ausnahme: Welche galaktischen Neuigkeiten bereitet sie gerade vor? Was werden wir noch erfahren?

Verboten ist gar nichts und „galaktisch“ halte ich definitiv für zu hoch gegriffen. (Winkt ab.) Vielleicht veröffentlicht Nola ihre Tagebücher oder ein Poesiealbum für Kinder. Ich persönlich verlange eine anständige Fortsetzung von „Aqualove“ mit allem Drum und Dran. Über die Ausweitung meiner Rolle hatten wir bereits gesprochen. Was werden wir erfahren? Dass der Feind des Wassers das Feuer ist und Paris die genialste Stadt der Welt. Und dass Liebe die schönste Illusion seit der Erfindung kalorienloser Schokolade sein muss.

10. Ein herzliches Dankeschön an Alex Styles für die Beantwortung der Fragen. Für die letzte Frage möchte ich der Autorin selbst eine Gelegenheit geben, noch etwas loszuwerden, bzw. vielleicht auch etwas richtigzustellen, was von Alex Styles gesagt wurde.

Nein. (Steckt sich den Kaugummi wieder in den Mund.) Alex Styles liegt immer richtig. Ich bete sie an.

Quelle: „Das etwas andere Interview“ von Susanna Montua